Volle Ladung aus den Alpen

Eingebettet in ein Alpenpanorama hat ein Schweizer Kraftwerk das Problem der Speicherung von Elektrizität gelöst

Nachdem das 240 MW Wasserkraftwerk in Veytaux fast 50 Jahre lang zuverlässig Strom in das Schweizer Netz eingespeist hat, wird seine Kapazität nun von 507 Millionen kWh auf etwa 1.000 Millionen kWh pro Jahr verdoppelt. Das entspricht 80 Windenergieanlagen – genug Strom, um eine halbe Milliarde Kühlschränke zu versorgen.

Am Ostufer des Genfer Sees gelegen ist das Kraftwerk, Forces Motrices Hongrin-Léman, SA, Centrale de Veytaux, an und für sich ein eher unscheinbares Industriegebäude aus Betonblöcken. An den Bürofenstern fährt von Zeit zu Zeit der lokale Raddampfer oder manchmal auch ein Segelboot vorbei und zieht seine Kreise auf dem malerischen See. Kleine Bauernhäuser prägen die Landschaft und auf den Weiden grasen Kühe und Bergziegen.

ABER im Inneren des Berges, von außen nicht sicht­bar, verbirgt sich ein Meisterwerk Schweizer Ingenieurskunst.

Einen echten Eindruck von dem Gesamtbild erhält man erst aus der Vogelperspektive. Zunächst ist da der Genfer See oder Lac Léman, wie ihn die Schweizer nennen; eine 580 Quadratkilometer große Süßwasserfläche, die von der Rhône gespeist wird und sich 70 Kilometer zwischen der Schweiz und Frankreich erstreckt, umringt von den Bergketten der Alpen und des Jura.

Volle Ladung aus den Alpen

Im Osten, auf einer Höhe von eintausend Metern, liegt „Le Barrage de l’Hongrin“, ein von Menschenhand geschaffener und aufgestauter Speichersee, der sein Wasser aus dem Fluss Hongrin, Zuflüssen aus dem Hochland und durch die Schneeschmelze erhält. Die Nordseite der Gipfel ist das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt. Durch einen Tunnel, der über eine Länge von neun Kilometern vertikal und horizontal in den Berg getrieben wurde und in dem ein Geländewagen bequem Platz hätte, stürzen pro Sekunde 32 Kubikmeter Wasser aus dem Stausee hinunter zum Wasserkraftwerk Veytaux. Es ist geplant, diese Menge auf 60 Kubikmeter pro Sekunde zu erhöhen.

IM INNEREN DES KRAFTWERKS befinden sich vier Generatoren, zwei sogenannte Pelton-Räder, mehrere unterirdische hausgroße Pumpen und verschiedene Kabel, Rohrleitungen und Kontrollräume; alles fein säuberlich angeordnet und farbcodiert – blau für Pumpen, rot für Wechselstromgeneratoren, grün für Turbinen. Es ist so still, dass man eine Schraube fallen hören könnte.

„Wir sind im Grunde eine große Batterie in den Bergen“, sagt Fabrice Blanchut, Leiter der Instandhaltung bei Hydro Exploitation, der Firma, die das Kraftwerk Veytaux im Namen eines Schweizer Konsortiums bestehend aus Romande Energie, Alpiq Suisse, Groupe E und der Gemeinde Lausanne betreibt. „Wenn Nachfrage und Preis am höchsten sind, werden unsere Generatoren nach dem Prinzip der gespeicherten Lageenergie über die Schwerkraft mit Wasser zur Stromerzeugung versorgt. Sinken die Strompreise, pumpen wir Wasser aus dem Genfer See wieder hoch in den Stausee Lac d’Hongrin. Dadurch werden sozusagen die Batterien wieder aufgeladen.“

Von einem technischen Standpunkt aus betrachtet überträgt dieser Pumpspeicherzyklus eine Strommenge von der Nacht an den Tag, von Stunden günstigen, ungenutzten Stroms an Stunden mit hohem Verbrauch.

Hans Peter WILD, Account Manager bei Nord-Lock, beschreibt das so: „Es ist wie mit günstigen Flügen oder Hotelreservierungen. Je höher die Nachfrage, desto höher die Preise.“

Wie der Weltmarkt für Energie ist auch der Schweizer Markt ein so genannter Spotmarkt, auf dem die Preise viertelstündlich bewertet werden, wenn aktuell Überkapazitäten vorhanden sind. Neue, alternative Quellen wie Wind- und Solarenergie sind mit dem Stromnetz verbunden und drücken die Preise.

Ein Wasserkraftwerk wie das in Veytaux ist langfristig ausgelegt, wodurch sich die Investition in Höhe von 331 Millionen Schweizer Franken (311 Millionen Euro) erklärt, um die Kapazität der Anlage bis 2016 zu verdoppeln.

LAUT BLANCHUT wurden die Pläne für den Ausbau schon vor über zehn Jahren entwickelt, damals unter ganz anderen Marktbedingungen. Er gibt zu: „Um ganz ehrlich zu sein – in der heutigen Situation hätte es diese Ausbaupläne nicht gegeben.”

Die Verdoppelung der Ausgangleistung des Kraftwerks Veytaux auf 480 MW (60 MW in Reserve) stützt sich auf den vorhandenen neun Kilometer langen Tunnel vom Speichersee, um Wasser aus dem Genfer See nach oben zu pumpen und es wieder hinab stürzen zu lassen.

Der wesentliche Unterschied besteht in der Installation eines massiven Verzweigungsventils, ähnlich wie bei einem Haushaltswaschbecken, am Fuß des Berges in Veytaux, um die Quelle oder Richtung des Berg- oder Seewassers in eine brandneue unterirdische Pumpen- und Generatorenhalle umzuleiten.

ERSETZT DURCH SUPERBOLT SPANNELEMENTE

Im Rahmen einer umfangreichen Überholung des 50 Jahre alten Wasserkraftwerks Veytaux wurden im Jahr 2001 die Kupplungsbolzen für die Pelton-Laufräder durch Superbolt Spreizbolzen ersetzt. In einer weiteren Etappe wurden 2010 Spreizbolzen aus rostfreiem Stahl eingebaut.

LE BARRAGE DE L’HONGRIN

KAPAZITÄT: Der von Menschenhand geschaffene und aufgestaute Speichersee fasst 53 Millionen Kubikmeter Wasser.
HÖHE: 1.255 Meter ü. NN
BAUHÖHE: 123 Meter
ERZEUGUNG AUS SCHWERKRAFTZUFÜHRUNG: 180 Millionen kWh pro Jahr.
ERZEUGUNG AUS GEPUMPTEM WASSER: Derzeit 327 Millionen kWh pro Jahr aus Wasser, das vom Genfer See in den Stausee gepumpt wird.

Wirtschaftliche Vorteile von Superbolt

Die Wartungstechniker George Rey und Francois Lerch betonen: „Mit Nord-Lock wissen wir genau, was wir bekommen.“ Sie führen die Vorteile auf:

  • EINFACHE WERKZEUGE und problemlose Montage.
  • GERINGERE KOMPLEXITÄT und einfachere Handhabung.
  • ZEITERSPARNIS bei der Reinigung vor Ort.
  • KEINE Korrosion.
  • GUTE UND SCHNELLE Unterstützung und Zusammenarbeit.