Verbessern der Offshore-­Sicherheit durch Zertifizierung

Mit fast fünfundzwanzig Jahren Erfahrung beim Prüfen von Schraubenverbindungen bei Det Norske Veritas (DNV) hat Andrzej Serednicki Dutzende von Tests durchgeführt, um die höchsten Sicherheitsstandards für die Offshore Erdöl- und Erdgasindustrie sicherzustellen.

Was genau ist Det Norske Veritas und was ist deren Rolle in der Offshore-Industrie?
„DNV wurde als kleine Gesellschaft 1864 mit dem Ziel gegründet, Leben zu retten und das Eigentum der norwegischen Reeder zu schützen. Nachdem man in den 70er-Jahren in der Nordsee im großen Stil mit der Erdölförderung begonnen hatte, begann die Organisation mit dem Prüfen von Ausrüstung für die Erdöl- und Erdgasgewinnung zu arbeiten. Heute besitzt die DNV 300 Büros in 100 Ländern und zählt Exxon und Shell zu seinen Kunden. Als Organisation, die weder dem Staat noch der Privatindustrie gehört, sind wir vollkommen unabhängig und all unsere Gewinne fließen komplett in den Ausbau unserer Dienstleistungen zurück.“

Andrzej Serednicki - Prüfer von Schraubenverbindungen

Warum suchen Unternehmen um Ihre Produktzertifikationen an?
„Wenn Sie ein Schiff oder eine Ölplattform besitzen und Hunderte Millionen von Euro investieren, wollen Sie Ausfälle unter allen Umständen vermeiden. Sie wollen, dass Dritte sicherstellen, dass alle Komponenten vorschriftsmäßig arbeiten. Hier kommen wir ins Spiel – wir stellen sicher, dass ein bestimmtes Produkt korrekt konstruiert und produziert wurde und bestimmten Spezifikationen entspricht.”

Was geht in den Zertifizierungsprozess ein?
„Hierbei handelt es sich um einen extrem strengen Prozess, an dessen Anfang die Prüfung der Konstruktionsdokumentation steht. Nachdem wir uns die Konstruktion angesehen und diese für gut befunden haben, testen wir das Produkt, um sicherzustellen, dass es den Anforderungen entspricht, die an das Produkt gestellt werden. Dann gehen wir zum Produktionsprozess weiter. Wir wollen sicherstellen, dass das Unternehmen in Zusammenhang mit dem Produktionsstart des Produkts auch die Qualität und die geforderten Eigenschaften berücksichtigt. Daher schicken wir unsere Prüfer zu den Produktionsanlagen, um das Qualitätsleitsystem des Unternehmens zu überprüfen und um zu sehen, welche Schritte bei der Produktion unternommen werden, um die Qualität des Produkts sicherzustellen. Dann, und nur dann können wir ein Zertifikat ausstellen.”

Wie testen Sie Schraubenverbindungen?
„Unsere Tests sind ausführlich und wir beschäftigen uns eingehend mit dem Problem. Wir ziehen Experten aus den Fachgebieten Metallurgie, Materialermüdung, Korrosionsschutz und Verfahrenstechnik zurate. Die Prüfungen können Wochen oder Monate dauern. Wenn wir gebeten werden, ein Produkt zu testen, informieren wir uns als Erstes darüber, unter welchen Bedingungen es eingesetzt werden soll. Danach simulieren wir diese Bedingungen im Labor. Als wir die Nord-Lock Keilsicherungsscheiben testeten, wussten wir, dass sie bereits in einem Junkers Vibrationstest geprüft worden waren. Aber wir wussten auch aus unserer Erfahrung beim Arbeiten mit Schraubenverbindungen im Offshore-Bereich, dass Schläge und Ermüdungslasten ebenfalls miteinbezogen werden müssen. Also schlugen wir zusätzliche Prüfungen vor, um diese Eigenschaften zu testen.”

Wie viele der Produkte, die Sie prüfen, erhalten eine DNV-Zertifizierung?
„Wenn der Besitzer eines Produkts nicht wirklich davon überzeugt ist, dass sein Produkt unseren Standards entspricht, wird er uns nicht um eine Zertifizierung bitten, d. h. die Produzenten, die sich an uns wenden, sind sich sicher, dass ihr Produkt gut ist. Wenn ein Produkt nicht unseren Anforderungen genügt, setzen wir uns mit den Konstrukteuren oder den Herstellern zusammen und versuchen herauszufinden, wo das Problem liegt und wie es gelöst werden kann.”

FAKTEN: Andrzej Serednicki
Position: Leitender Ingenieur und ­Technischer Sachverständiger Ship and Offshore, Det Norske Veritas.
Hintergrund: Master in Bauingenieurwesen an der Technischen Universität in Łódz´, Polen. Nach weiteren Studien an der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg, Schweden, begann Serednicki seine Laufbahn bei Det Norske Veritas als Betonspezialist. Er arbeitet seit fast 25 Jahren mit Schraubenverbindungen.
Wohnhaft: Oslo, Norwegen.