Schrauben schlagen Brücken

2004 gründeten Studenten aus Karlsruhe den Verein „Engineers Without Borders – Karlsruhe Institute of Technology e.V.“ mit dem Ziel, Sri Lanka nach dem verheerenden Tsunami eine erste Nothilfe zur Verfügung zu stellen. Dem Verein, der nichts mit der weltweiten Organisation „Ingenieure ohne Grenzen“ zu tun hat, gehören mehr als 100 Studenten in unabhängigen Projektgruppen in sieben Ländern an. Robert Jürgens ist eines der 22 Mitglieder der Projektgruppe Sri Lanka, die im zweiten Halbjahr 2013 eine Fußgänger-Hängebrücke über den Fluss Bentara in der Region Karawwa im Südwesten der Insel gebaut hat.

Woher wussten Sie, dass hier eine Fußgängerbrücke benötigt wird?
„Wir hatten bereits zwei Projekte auf Sri Lanka durchgeführt und vor Ort Kontakte geknüpft, die uns entsprechende Hinweise gaben. Wir haben dann die Gegend besucht und festgestellt, dass der Fluss die Häuser von etwa 2000 Menschen von ihren Feldern und der Schule trennt. Bei niedrigem Wasserstand war es zwar möglich, den Fluss zu durchwaten, in der Regenzeit aber viel zu gefährlich. Das Projekt war machbar und bot eine echte Hilfe, und so gingen wir es an.“


Wie haben Sie den exakten Standort ausgewählt?

„Zum einen spielten technische Faktoren eine Rolle, wie z. B. die Beschaffenheit der Flussufer, und zum anderen hatten die Einheimischen konkrete Wünsche, wo die Brücke gebaut werden sollte, auch wenn keinerlei Straßen dorthin führten. Wir mussten eine Behelfsstraße aus gefällten Palmenstämmen bauen, damit wir mit unseren handbetätigten Betonmischern und anderen Geräten die Baustelle erreichen konnten!“


Warum eine Hängebrücke?

„Na ja, es musste halt günstig sein! Wir hatten nur ein kleines Budget und es ist meine Aufgabe, bei Unternehmen vorstellig zu werden, um Geld- und Sachmittel zu besorgen. Von Nord-Lock bekamen wir 1.300 Paar NL12sp, 400 Paar NL16sp und 50 Paar NL20sp, für die Sicherung der Hunderten von Schraubenverbindungen an der Brücke. Da unsere Werkzeuge und Arbeitskräfte beschränkt waren, musste die Brücke leicht zu montieren sein. Auf Schweißen wollten wir unter diesen doch recht schwierigen Bedingungen verzichten, also entschieden wir uns für Schraubenverbindungen. Und um sicher zu gehen, dass sich die Schrauben nicht lösen, wurden uns die Keilsicherungsscheiben von Nord-Lock empfohlen. Außerdem wollten wir durch unsere ziemlich große Brücke auch die Landschaft nicht verschandeln: Immerhin hat sie eine Spannweite von 30 Metern, eine Gesamtlänge von 56 Metern und ist 1,30 Meter breit.“

Wie lange hat es gedauert?
„Der eigentliche Bau fand zwischen Juli und Oktober 2013 statt und maximal arbeiteten 22 Personen gleichzeitig auf der Baustelle. Wir hatten Hilfe von Einheimischen und einige Dorfbewohner kamen jeden Tag, um mitzuarbeiten. Einer von ihnen, der besonders motiviert und zuverlässig war, ist heute der Brückenmanager und überprüft regelmäßig die Schraubenverbindungen und den Zustand des Betons. Insgesamt hat das Projekt fast zwei Jahre gedauert.“


Wer kümmert sich heute um die Instandhaltung der Brücke?

„Wie bei allen unseren Projekten sind die Einheimischen selbst für die Instandhaltung verantwortlich und von Zeit zu Zeit kontrollieren unsere Nachfolger im Verein, ob alles in Ordnung ist. Anfang dieses Jahres sind neun Studenten im Rahmen eines neuen Projekts nach Sri Lanka gereist und haben bei dieser Gelegenheit auch die Brücke überprüft.”Engineers Without Borders – Karlsruhe Institute of Technology e.V.

FAKTEN: Robert Jürgens
ALTER: 25
HINTERGRUND: Mit seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens am Karlsruher Institut für Technologie war Robert Jürgens genau der Richtige, um die Logistik, die Beschaffung von Geldmitteln und die Public Relations-Aspekte des Brückenbauprojekts in Pitigala zu koordinieren.